Von Michael Keßeler

Venedig – was fasziniert so an dieser Stadt? Ist es ihre Insellage, der morbide Charme, das Labyrinth von Gassen und Kanälen? Lösen konnten Nicole und Herbert Frenken dieses Geheimnis nicht, als sie unlängst im Café Denkmal gastierten. Zum Glück nicht, denn mit dem Zauber dieser einzigartigen Stadt ließ sich auf einer literarischen Gondelfahrt vortrefflich spielen.

Venedig umspeichelt den Besucher mit seinen Säften, umringt ihn mit Gerüchen, um ihn  bald ganz verschlungen zu haben, zitierten Frenkens den Dichter Hanns-Josef Ortheil. Eine Aussage, die auch auf diesen Abend passte: Immer tiefer entführte das Ehepaar die Besucher in die geheimnisvolle Welt der Lagunenstadt, ganz nach dem Motto: Kämpfe nicht an gegen das Labyrinth von Wegen, folge ihm. So ging es hinein in gondola und vaporetto, auf den nächtlichen menschenleeren Markusplatz, wenn das unheimliche schwarze Wasser aus den Mauern der Kirche San Marco quillt und mal wieder Land unter ist.

Mit den Zuhörern begaben sich Frenkens auf die Suche nach dem echten Venezianer, der nicht nachts das sinkende Schiff verlässt, um als Tagesgast zurückzukehren, der nicht die Touristenpreise bezahlen muss und dafür die täglichen Invasionen mit Geduld erträgt. Um sich dann einer Spezies besonders zuzuwenden, der rudernden Gelddruckerzunft, gondolieri genannt. Fast mit Schmerzen erlebten die Besucher mit, wie Ephraim Kishons beste Ehefrau den Nachfahren der Wikinger um ein Lied bittet, um später teuer dafür zu bezahlen.

Schließlich kamen auch die Liebesgeschichten nicht zu kurz aus dieser Stadt der Venus, die der Sage nach dem Meer entstiegen ist und deren gewundene Gassen die Vorstellung von erotischen Abenteuern beflügeln. Nicole und Herbert Frenken, immer im lebhaften Dialog miteinander, verstanden es aufs Beste, ihre Gäste auf diese italienische Fantasiereise mitzunehmen, während ein würziger pinot grigio und einige mediterrane Häppchen aus der Küche des Cafés Gaumen und Kehle verwöhnten. Ein Abend zum Zuhören, Genießen und Träumen.