von Michael Keßeler

In wenigen Tagen soll es so weit sein: Nach langer Planungs- und Sanierungsphase wird der Bürgersaal seiner neuen Bestimmung übergeben. Mit der Schließung dieser baulichen Lücke kann die Lokalität dann für verschiedene Anlässe angemietet werden.

Ein Ort für Feste und Feiern

Was haben diese Wände nicht alles erlebt?
Zum Beispiel am 28.06.2012, als die deutsche Fußballnationalmannschaft die Chance hatte, Europameister zu werden, gegen Italien dann aber doch den Kürzeren zog. Emotion pur. Das Publikum dicht gedrängt. Dabei war der Saal extra mit grünem Filz ausgelegt worden, um beim „public viewing“ ein möglichst authentisches Fußballerlebnis vor der großen Leinwand zu ermöglichen.

Oder am 15. Juni 2014, als Donovan Aston mit den Songs von Pop-Genie Elton John die Herzen zum Schmelzen und die Wände zum Vibrieren brachte. Die große Zahl von Besuchern hätte im Café Denk´mal gar keinen Platz gefunden.

Unzählige mitunter stürmische Geburtstagspartys hat dieser Raum die letzten 10-12 Jahre erlebt, musste man doch hier nicht ganz so „aufpassen“ wie in den eigentlichen Jugendräumen ein Stock darüber.

Landwirtschaftlicher und gastronomischer Nutzen

Doch die Geschichte reicht noch viel weiter zurück:

Als man in den 80ern noch „Ferien auf dem Bauernhof“ in der Domäne machen konnte, galt der Bürgersaal als geselliger Treffpunkt der Gäste, vielleicht auch als „Indoor-Spielzimmer“. Und eine Person aus unserer Gemeinde hat hier sogar Hochzeit gefeiert.

War zu Zeiten der Getreideproduktion die Ernte zu nass, hielt der Saal auch schon mal als „Tenne“ her, wo das Korn nachtrocknen konnte. Was allerdings dem damals in Fischgrätmuster verlegten Parkett nicht besonders förderlich war.

Den Namen Bürgersaal verdankt der Raum wohl dem ein oder anderen Erntedankfest, das in den 1950ern und 60ern unter dem damaligen Pächter Franz Bispinck hier mit den zahlreichen landwirtschaftlichen Mitarbeitern sowie Nachbarn (außer den Häusern an der Zeppelin- und Blumenröder Str. stand noch nicht viel) gefeiert wurde.

Baulich solide Lösung

Und älteste Quellen berichten von einer Nutzung des Saals als Offiziersmesse. Damals, als im zweiten Weltkrieg die Verwaltung des nahen Feldflugplatzes sich der Domäne Blumenrod bemächtigt hatte.

So erschütternd dieser Teil der Vergangenheit ist, so hilfreich war er für die Entwicklung des baulichen Anwesens. Erst unter den militärischen Machthabern wurde der so genannte Vierseithof, um den es sich bei der Domäne Blumenrod handelt, zur Zeppelinstraße, die noch ein unasphaltierter Fahrweg war, baulich solide geschlossen. Bis dato waren es hölzerne Ställe und Remisen, die das bauliche „U“ nach Norden abgrenzten.

Damit steht fest: Der Gebäudetrakt mit dem Bürgersaal, der gerade einer neuen Nutzung zugeführt wird, gilt mit seinen nicht mal 100 Jahren aus Sicht des Denkmalschutzes als „Neubau“.

Breites Nutzungskonzept

Gab es die ersten Jahre als Gemeindezentrum immer wieder Besucher, die sich erinnerten, in der Domäne ihre Milch geholt zu haben, so könnte man sich den Bürgersaal als Ort der Erinnerung vorstellen, wo mit Hilfe historischer landwirtschaftlicher Gerätschaften frühere Zeiten wieder aufleben.

Doch das künftige Nutzungskonzept des Saals soll bewusst viel breiter aufgestellt sein. Neben der Vermietung des Bürgersaals für private Feiern und Veranstaltungen soll hier auch ein Ort entstehen für Konferenzen und Seminare. Wobei die künftigen Nutzer auch ein gastronomisches Angebot erhalten sollen, das von der Pausenerfrischung mit Getränken und Snacks bis hin zum vollwertigen Catering reicht.

Feierliche Eröffnung

Die Einweihung des Bürgersaals ist in zwei Schritten geplant. Am Donnerstag, 12. April um 18 Uhr wird eine offizielle Eröffnungsfeier stattfinden, zu der Vertreter aus Politik und Stadt genau so eingeladen sind wie die Presse und die anderen Einrichtungen unseres Anwesens.
Zu einem weiteren Termin besteht die Möglichkeit, nach dem Gottesdienst die Räumlichkeiten kennen zu lernen. Dafür ist Sonntag, der 15. April vorgesehen.

„Gut´ Stubb“ für den Stadtteil

Vielleicht gelingt es, den Bürgersaal mit seiner vielschichtigen Vergangenheit zu einer Art „gut Stubb“ für den Stadtteil zu entwickeln, die für ihre Besucher auf vielfältige Weise dienlich ist. Das setzt guten Willen und hoffnungsvolles Gebet voraus.